Braindump #1: Zielorientierung als Schlüssel zum Erfolg

In meiner Tätigkeit als Agiler Coach habe ich beobachtet, dass die Ausrichtung auf gemeinsame Ziele (Alignment) oft das fehlende Element für erfolgreiche Zusammenarbeit in agilen Teams darstellt. Denn obwohl die Autonomie in agilen Kulturen oft gegeben ist, bildet das Alignment den Rahmen für deren effektive Anwendung.

Ein Fallbeispiel aus der Praxis

Ich möchte eine Situation aus meiner Berufspraxis teilen, die die Bedeutung der Zielorientierung unterstreicht. Der Auftrag bestand darin, den Scrum-Prozess in einem Softwareentwicklungsteam wiederzubeleben. Das Team bestand aus insgesamt acht Personen, darunter zwei Product Owner und eine Scrum Masterin – eine ungewöhnliche Konstellation.

Erkenntnisse aus dem Assessment

Zu Beginn eines Auftrags verschaffe ich mir stets zuerst einen klaren Überblick über die aktuelle Situation. Dazu beobachtete ich in diesem Fall das Team während eines Sprintwechsels und gewann insbesondere aus der Retrospektive wertvolle Einsichten. Es wurde deutlich, dass einige Konflikte im Team unter der Oberfläche schwelten, aber nie erfolgreich gelöst wurden.

Intervention 1: Konfliktmoderation

Ein herausfordernder Konflikt drehte sich vornehmlich um die Frage, wie Kundenfeedback in die Priorisierung der User Stories einfließen sollte. Meine Konfliktmoderation verlief vordergründig erfolgreich, aber ich hatte den Eindruck, dass wir noch nicht zum Kern des Konflikts vorgedrungen waren. Die Stimmung blieb für meinen Geschmack zu ruhig.

Intervention 2: Purpose des Produkts und des Unternehmens

Ein Blick auf die Struktur des Teams und des Unternehmens enthüllte die hohe Anzahl von Beteiligten im Discovery-Prozess. In einem Workshop stellte ich die Frage: „Wofür gibt es Produkt X überhaupt? Wofür gibt es das Unternehmen?“ Eine breite Palette von Antworten erstreckte sich von einer Innovationsplattform bis hin zu einer produktiven Plattform, die Kunden nutzen und Umsatz generieren sollte. Das war das Thema hinter dem Thema, denn der Konflikt hatte seinen Ursprung in diesem Bereich.

Auf Basis der Grafik von Henry Kniberg habe ich exemplarisch zusammengestellt, welche Aussagen in den verschiedenen Quadranten der Alignment-Autonomy-Matrix erwartbar wären.

 

 

Die Arbeitshypothese

Die Erkenntnis, dass viele Konflikte durch die ungeklärte Ausrichtung des Produkts entstanden, war ein Wendepunkt. Um für die weitere Begleitung arbeitsfähig zu sein, definierten wir die Arbeitshypothese für das verbleibende Jahr, dass das Produkt X eine produktive Plattform sei, die zwei zentrale Product Goals erreichen sollte. Dadurch haben wir eine solide Basis für ‚Aligned Autonomy‘ geschaffen. Im Folgenden gelang es uns, den Einsatz von Scrum an diesen Zielen stringent auszurichten. Das Team konnte auch ein Jahr später dadurch einen wohldefinierten Rahmen (Alignment) aufrechterhalten, in dem es sich selbst organisieren kann.

Ich habe auch aufgrund dieser Erfahrung die Zielorientierung in meinen Claim als Freiberufler aufgenommen: Agiler Coach und Berater für zielorientierte Zusammenarbeit.

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