Braindump #3: Kontinuierliche Verbesserung braucht mehr als Retrospektiven

Retrospektiven sind der nach außen sichtbare Teil eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Sie bieten die Gelegenheit, zurückzublicken und Pläne zur Verbesserung der Arbeitsweise zu entwickeln. Das Meeting ist entscheidend für die Identifizierung von Hindernissen, die innerhalb des Teams oder der umgebenden Organisation auftreten können.

Retrospektiven können nicht nur für Teams, sondern für jegliche Form des Rückblicks auf ein Thema verwendet werden. In mehr oder weniger abgewandelter Form sind sie fester Bestandteil meiner Arbeit, z. B. um mir zu Beginn eines neuen Auftrags einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Doch sind Retrospektiven nur ein Bestandteil eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.

Rolle der Organisation

Jedes Team bewegt sich innerhalb einer umgebenden Organisation oder weiterer Rahmenbedingungen wie z. B. dem Marktumfeld. Oftmals liegt der größte Hebel für Verbesserung innerhalb dieses sogenannten Kontextes. Deswegen muss auch dort kontinuierlich gearbeitet werden, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. Manche Rahmenbedingungen können allerdings nur sehr schwer (z. B. die Aufbauorganisation) oder gar nicht verändert werden (z. B. das Marktumfeld). Als Entschuldigung für ausbleibendes eigenes Handeln dürfen schwierige Rahmenbedingungen aber nicht gelten.

Gemeinsames Ziel

Die Zielorientierung ist für mich das wesentliche Element eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses und meiner Arbeit. Es bedarf eines erstrebenswerten Ziels für das Team, auf das es hinarbeitet. Ist ein gemeinsames Ziel gefestigt, bin ich als Coach auch in der Lage, den „Drive“ zu entwickeln, der mir von Kunden nachgesagt wird. Ich verfolge hartnäckig das Ziel, bleibe dabei jedoch freundlich und empathisch gegenüber den Menschen.

Verbesserung des Produkts

Zusätzlich muss das Team im Kontakt zu den Kunden und Stakeholdern stehen, die sich für das Ziel interessieren. In Scrum fokussiert das Sprint Review auf das Produkt, ermöglicht dem Team und den Stakeholdern, den Fortschritt zu bewerten und Feedback zum Produkt zu geben. Durch den direkten Kontakt und das positive und (insbesondere) negative Feedback der Kunden baut sich das Verantwortungsgefühl des Teams für das Produkt auf. Einem auch mal unzufriedenen Kunden gegenüberzusitzen, der das Produkt benutzt, hat viel Kraft, eine Identifikation des Teams mit dem Produkt oder Ziel herzustellen.

Die Bedeutung der individuellen Bereitschaft

Der Erfolg hängt jedoch auch von der Bereitschaft jedes Einzelnen ab, sich auf diesen Prozess einzulassen und kontinuierlich an sich selbst zu arbeiten. Das Motto „Jede Veränderung beginnt bei mir selbst“ spiegelt diese Notwendigkeit wider und betont die Eigenverantwortung jedes Individuums. In einem stringent auf ein Ziel ausgerichteten Kontext werden Impediments auch auf der persönlichen Ebene transparent, können in Bezug auf das Ziel bewertet und angegangen werden.

Fazit

Für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess sind regelmäßige Retrospektiven ein sehr guter Anfang. Damit er aber seine volle Wirkung entfalten kann, müssen in der Verfolgung eines gemeinsamen Ziels auch kontinuierliche Verbesserungen auf persönlicher, produktbezogener und organisatorischer Ebene integriert und gefördert werden. Nur so können Teams und Organisationen ihr volles Potenzial entfalten und dauerhaft erfolgreich sein. Scrum bietet Elemente, in denen jeder dieser Aspekte berücksichtigt ist.

 

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