Braindump #6: Die DxVxF>R Formel als Wegweiser für erfolgreiche Transformationen
Eine Formel für Veränderungen löst in mir sehr gegensätzliche Gefühle aus: Einerseits wäre es verlockend, eine mathematische Formel anzuwenden und Veränderungen “automatisch” herbeizuführen. Andererseits wäre es beunruhigend, wenn man Veränderungen “programmieren” könnte, da dann nichts mehr Bestand hätte und die Gefahr der Manipulation bestünde.
Jenseits dieser Gefühle bietet die Formel DxVxF>R, die auf Kathleen Dannemiller zurückgeht, eine pragmatische und leicht verständliche Sicht auf Veränderungsprozesse. Sie setzt sich aus vier Schlüsselelementen zusammen:
1. Dissatisfaction (D): Die Unzufriedenheit mit dem Status quo bildet den Ausgangspunkt jeder Veränderung. In meiner Praxis erlebe ich leider häufig, dass Führungskräfte die Notwendigkeit zur Veränderung erkennen, aber versäumen, ihren Mitarbeitenden die Gründe ausreichend zu erklären.
2. Vision (V): Eine klare und motivierende Zukunftsvision ist unerlässlich. Sie konkretisiert sich in strategischen Zielen und bietet allen Beteiligten Orientierung. Ohne ein lohnenswertes Ziel am Horizont fehlt der Antrieb für Veränderungen.
3. First Steps (F): Die zügige Umsetzung erster konkreter Schritte ist entscheidend für den Erfolg. Dabei geht es nicht um blinden Aktionismus, sondern um ein agiles Vorgehen mit schnellen Lernzyklen. Dies ist ein Erfolgsfaktor für die Navigation in komplexen Veränderungsprozessen, um möglichst schnell zu lernen.
4. Resistance (R): Widerstand gegen Veränderungen ist ein natürlicher Begleiteffekt von Transformationsprozessen. Er entsteht oft aus der Sorge vor dem Verlust bestehender Vorteile, selbst wenn die aktuelle Situation als unbefriedigend empfunden wird.
Anhand dieser Formel lässt sich auch meine anfängliche Vorgehensweise bei neuen Aufträgen beschreiben. Ich möchte das anhand eines Beispiels eines Herstellers für Finanzsoftware erläutern:
- Dissatisfaction: Durch ein Assessment der aktuellen Situation lege ich die Basis für die Auftragsklärung als Berater. Dabei identifiziere ich in der Regel auch die Unzufriedenheiten mit der gegenwärtigen Situation. Beispiel: Die Kunden einer Finanzsoftware mussten bisher zwei Jahre auf die Auslieferung größerer, neuer Features warten.
- Vision: Als Berater für zielorientierte Zusammenarbeit entwickle ich gemeinsam mit meinen Kunden eine Vision für die Zukunft. Es braucht hier nicht immer eine große Vision, aber immer ein Ziel. Beispiel: Wir wollen unseren Abonnement-Kunden regelmäßig neue Features zur Verfügung stellen, um mehr Kunden für unser Abonnementmodell zu begeistern.
- First Steps: Für den Veränderungsprozess selbst setze ich auf agile Methoden, sodass ich ohnehin in kurzen Zyklen die Veränderungen plane und umsetze.
- Resistance: Bei diesem Veränderungsprojekt waren viele Beteiligte mit dem alten, langen Releasezyklus zufrieden. Allerdings ergab sich aus der neuen Vision ein verändertes Anforderungsbild, dem der bisherige Zyklus nicht gerecht wurde.
Zusammenfassend bietet mir die Formel für Veränderungen eine Sicht auf das grundlegende Setup eines Veränderungsprozesses, und ich kann sie als eine Art Checkliste verwenden.
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